O´zapft is! Alles zum traditionellen Anstich auf der Wiesn
Die Eröffnung des Oktoberfests folgt immer nach einem strengen Ritual, das mit festen Regeln zelebriert wird.
Das Oktoberfest wird offiziell am ersten Samstag um 12 Uhr mit dem „Anstich“ des ersten Fasses „Wiensbier“ eröffnet. Diese Ehre gebührt immer dem amtierenden Münchener Oberbürgermeister, der die erste Wiesn-Maß anschließend dem bayerischen Ministerpräsidenten übergibt.
Zuvor ziehen alle Wiesn-Wirte und Brauereien mit festlich geschmückten Pferde-Kutschen auf dem Oktoberfest ein, um allen Gästen und Beteiligten ihre Ehre zu erweisen.
Der dann schon sehnlich erwartete Anstich und die darauffolgenden Böllerschüsse sind das Signal für alle anderen Bierzelte, dass es „jetzt“ auch dort „O´zapft is“ heißt und das erste Wiesn-Bier ausgeschenkt werden darf.
Die Zelte des Oktoberfests öffnen zwar am 1. Wiesn-Samstag bereits um punkt 9 Uhr ihre Pforten, aber bis zur offiziellen Eröffnung durch den Münchner Oberbürgermeister darf definitiv kein einziges Bier ausgeschenkt werden. Der Andrang ist trotzdem immer schon riesengroß – ungefähr ab 6 Uhr morgens treffen die ersten Wiesn-Besucher vor den verschlossenen Festzelten ein. Noch bevor die Zelte für ihre Besucher öffnen, hat sich oftmals schon eine große Menge von Wiesn-Fans versammelt, die unbedingt als Erste einige der heiß begehrten Plätze im Festzelt ergattern wollen. Denn ohne Reservierung heißt es wirklich viel Glück und Geduld mitbringen zu müssen…
Woher stammt die Tradition?
Aber woher stammt diese Tradition und seit wann wird die Eröffnung des Oktoberfestes so „kultig“ zelebriert? Wir haben nachfolgend einige geschichtliche Fakten für Euch zusammengetragen, damit auch Ihr im Falle des Falles mitreden könnt:
Früher wurde das Bier auf dem Oktoberfest ausschließlich aus großen Holzfässern ausgeschenkt. Damit aus einem solchen Bierfass überhaupt Bier gezapft werden kann, muss zuvor ein Schlegel inklusive Zapfhahn in das Fass geschlagen werden.
Nun könnte man vermuten, dass diese Tradition schon so alt ist, wie das Oktoberfest selbst. Denn das Oktoberfest durfte 2010 schon seinen 200. Geburtstag feiern!
Das ist aber nicht der Fall. Denn erst im Jahr 1950 begründete der damalige Oberbürgermeister Thomas Wimmer, genannt „Wimmer Dammerl“ diese liebevolle Tradition. Er benötigte für das erste Anzapfen im nun traditionellen Schottenhamel-Festzelt ganze 17 Schläge, was bis heute als höchste Schlagzahl gilt. Als er den Anstich geschafft hatte, rief er laut „O´zapft is“ und gab so die Freigabe zum Bierzapfen und der durstigen Menge den Start, endlich ihre erste ersehnte Maß trinken zu können.
Hintergrund dieser Anzapfzeremonie könnte ein Marketing-Gag gewesen sein, um die eher überschaubaren Besucherzahlen des Oktoberfestes nach dem 2. Weltkrieg wieder zu steigern. Schließlich galt dieses Volksfest schon vor dem Krieg als beeindruckender Wirtschaftsfaktor für die Stadt München.
Bis heute darf also erst nach dem Ausruf „O´zapft is!“ des amtierenden Münchener Oberbürgermeisters in den Festzelten der Wiesn Bier ausgeschenkt werden. Und auch das Abfeuern von 12 Böllerschüssen ist bis heute als liebevolle Tradition erhalten geblieben.
Die Eröffnung des 182. Münchner Oktoberfest´s erfolgt 2015 am Samstag, den 19. September nach dem Einzug der Wiesn-Wirte und Brauereien pünktlich um 12 Uhr. Dann heißt es wieder laut O´zapft is!
Anmerkung:
Heutzutage wird das Bier auf dem Oktoberfest meistens aus 50 Hektoliter-Tanks ausgeschenkt. Allein 16 dieser Tanks befinden sich im Hofbräu-Festzelt. Die Wände dieser Bier-Tanks sind mit einer etwa 20cm dicken Isolierung versehen, sodass das Bier auch bei direkter Sonneneinstrahlung auf den Tank höchsten bis zu 1 Grad Celsius steigen kann. Ein bedeutsamer Vorteil dieser großen Tanks ist vor allem, dass das Wiesn-Bier auch bei größter Hektik immer gleichmäßig ruhig gezapft werden kann. Im Augsustiner Festzelt kommt das Bier traditionell noch aus dem Holzfass.
Die sogenannten „Biertanker“ fahren immer pünktlich um 23:30 die erste Schänke an. Dort werden alle Tanks mit einem Spezialschlauch und sehr hohem Druck befüllt. Die Temperatur des Biers beträgt bei diesem fast 30-minütigen Befüll-Vorgang 1 bis 3 Grad Celsius. Da z. B. das Füll-Volumen eines von zwei Tanklastwagen vom Hofbräu-Festzelt München „nur“ 120 Hektoliter beträgt, muss jeder dieser Tankwagen bis zu 3x pro Nacht auf das Oktoberfestgelände fahren. So kann es vor allem am Wochenende passieren, dass man den letzten Tankwagen noch in den späten Morgenstunden auf der Wiesn sieht. Denn erst danach sind alle Schänken wieder mit ausreichend Bier versorgt.