Der Kocherlball 2016
Picknickromantik und Volkstanzgaudi beim Kocherlball 2016
Früh aufstehen war auch dieses Jahr wieder für die Besucherinnen und Besucher des Kocherlballs angesagt. Bereits um 6 Uhr morgens ging es los. In Tracht oder traditioneller Kocherlkleidung pilgerten mehrere Tausend Besucher zum Chinesischen Turm. Wer einen guten Platz ergattern wollte, war schon deutlich vor 6 Uhr da.
Doch die guten Plätze, möglichst nah am Chinesischen Turm, waren nicht der einzige Grund, warum sich so mancher Besucher sogar noch früher in den Englischen Garten aufmachte. Es hat sich mittlerweile rumgesprochen, dass die Veranstaltung bereits ein bis zwei Stunden vor offiziellem Beginn für ein besonders charmantes Vergnügen genutzt werden kann.
In alter Münchner Biergarten-Tradition ist es auf dem Kocherlball erlaubt eigene Speisen mitzubringen und zu verzehren. Und so packten sich zahlreiche junge wie ältere Nachtschwärmer Picknickdecke, Kerzen und Brotzeit ein, ehe sie sich auf den Weg zum Kocherlball machten.
Bei romantischem Kerzenlicht saßen die Münchner und Nicht-Münchner gemütlich beisammen und erwarteten gemeinsam den Sonnenaufgang, sowie den Startschuss für den Kocherlball 2016.
Zünftige Musi und kostenlose Tanzkurse auf dem Kocherlball 2016
Mit dem Glockenschlag um 6 Uhr begann die verrückte Volkstanzgaudi am Chinesischen Turm. Mit einer frühmorgendlichen Maß Bier intus zog es die Burschen und Madl auf die Tanzfläche. Zu den zünftigen Melodien der Live-Bands wurden die feschen Dirndl eifrig umher gewirbelt.
Gespielt wurde traditionelle Tanzmusik: Landler, Zwiefache, Polka oder Boarische heizten dem Publikum ordentlich ein. Von morgendlicher Katerstimmung war bei kaum einem Besucher etwas zu spüren. Frei nach dem Motto „Der frühe Vogel tanzt am Turm“ legten die begeisterten Gäste eine Tanzrunde nach der anderen ein.
Auch an die nicht so erfahrenen Volkstänzer im Publikum war gedacht. Der Kocherlball 2016 war die ideale Gelegenheit, um sich eine kostenlose Einführung in traditionelle bayerische Tänze geben zu lassen. Lernen von den Profis: Das junge, charmante Tanzmeister-Duo Katharina Mayer und Magnus Kaindl bot den Gästen kostenlose Tanzkurse an.
Das Gelernte konnte auch zugleich angewandt werden. Als die Musikanten zur „Fledermaus-Quadrille“ aufspielten gab es für kaum einen noch ein Halten auf den Plätzen. Alle strömten nun in Richtung Tanzfläche, um die traditionelle „Münchner Francaise“ zu tanzen.
Der Kocherlball 2016 war auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg und sorgte einmal mehr für den etwas anderen Start in den Sonntag!
Startschuss um 6 Uhr – aber warum denn eigentlich?
Wir schreiben das späte 19. Jahrhundert. Es ist eine warme Sommernacht um etwa fünf Uhr morgens. Hier und da sieht man ein paar Hausangestellte durch die Straßen huschen. Alle mit demselben Ziel: Der Chinesische Turm im Englischen Garten. Dort warten bereits zahlreiche weitere Hausangestellte und Angehörige der Münchner Unterschicht – sogenannte Kocherl. Unter freiem Himmel genießen sie gemeinsam ihre wenigen freien Stunden, ehe sie wieder zurück an die Arbeit müssen. Im Englischen Garten wird getanzt, gefeiert und musiziert. So hat es sich damals an jedem Sonntagmorgen im Sommer zugetragen. Zumindest an jenen Tagen, an denen das Wetter mitspielte. Im Jahr 1904 wurden diese Treffen der Unterschicht von Seiten der Obrigkeit verboten. Erst im Jahr 1989, anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Englischen Gartens, wurde die Tradition des Kocherlballs wiederbelebt. Seither strömen am 3. Juli-Sonntag jährlich zahlreiche Tanzbegeisterte in Dirndl und Lederhose zum Chinesishchen Turm, um dort gemeinsam zu traditionellen Melodien zu tanzen. Auf dem Programm stehen Klassiker wie Walzer, Polka oder Volkstänze. So manch einer erinnert sich auch heute noch gerne an die alte Tradition des Kocherlballs und erscheint in altertümlicher Dienstmädchen-Kleidung.